EURAC-Studie zum Brenner Basistunnel vorgestellt: CO2-Emissionen im Zusammenhang mit dem BBT erhoben

Dezember 5, 2014 EURAC-Studie zum Brenner Basistunnel vorgestellt: CO2-Emissionen im Zusammenhang mit dem BBT erhoben
v.l. Federica Maino, Thomas Streifeneder, Federico Cavallaro, Anton Rieder Nur wenn der Transport über den Brenner massiv von der Straße auf die Schiene verlagert und dies auch seitens der Politik vorangetrieben wird, wird der Brenner Basistunnel eine positive CO2-Bilanz vorweisen können. Das ist das Ergebnis einer Studie des EURAC-Instituts für Regionalentwicklung und Standortmanagement, die heute […]

v.l. Federica Maino, Thomas Streifeneder, Federico Cavallaro, Anton Rieder

Nur wenn der Transport über den Brenner massiv von der Straße auf die Schiene verlagert und dies auch seitens der Politik vorangetrieben wird, wird der Brenner Basistunnel eine positive CO2-Bilanz vorweisen können. Das ist das Ergebnis einer Studie des EURAC-Instituts für Regionalentwicklung und Standortmanagement, die heute in Bozen vorgestellt worden ist.

In der Studie berechneten die EURAC-Wissenschaftler den CO2-Ausstoß des Brenner Basistunnels (BBT): sowohl die baubedingten Emissionen als auch die Emissionen, die bei der Inbetriebnahme des Tunnels zu erwarten sind. Dabei verglichen sie ein Szenario ohne Tunnel mit einem Zukunftsszenario, das die gesamte Umsetzung des BBT berücksichtigt. Die Schlussfolgerung der kürzlich veröffentlichten Studie: Die CO2-Bilanz kann positiv sein, sprich der Bau des BBT kann eine CO2-Reduktion im Vergleich zum Istzustand bringen – allerdings nur, wenn rahmenpolitische Maßnahmen seitens der Politik gesetzt werden, um den Verkehr auf die Schiene zu verlagern, so die Wissenschaftler. Wenn jedoch der Güterverkehr über den Brenner weiterhin vor allem per LKW abgewickelt werde, sei eine negative CO2-Bilanz unabwendbar.
„Erhebungen des CO2-Ausstoßes berechnen normalerweise die Emissionen großer Infrastrukturen in ihrer Betriebsphase. Wir hingegen haben auch die Emissionen aus der Bauphase miteinberechnet, um die Auswirkungen des Tunnels auf die Umwelt so umfassend wie möglich zu ermitteln. In dieser Hinsicht hat unsere Studie Pioniercharakter“, erklärt Federica Maino, Wissenschaftlerin am EURAC-Institut für Regionalentwicklung und Standortmanagement und Verfasserin der Studienpublikation. Mitautor und Forscherkollege Federico Cavallaro unterstreicht: „Die Methode, die wir zur Berechnung der CO2-Emissionen entwickelt haben, kann auch bei anderen großen Infrastrukturen angewendet werden. Sie sollte am besten vor der Planungsphase eingesetzt werden, nämlich bei der Entscheidung, ob ein Großprojekt verwirklicht werden soll oder nicht.“
Die Studie untersucht die verschiedenen Bauphasen des BBT, so zum Beispiel die Grabungsarbeiten, den Transport des Baumaterials oder den Betrieb der Baustellen. Dabei sticht die Zementproduktion mit einem Anteil von 68 Prozent an den Gesamtemissionen als größter umweltbelastender Faktor heraus. „Die Studie, die die EURAC in unserem Auftrag durchgeführt hat, zeigt uns sehr deutlich, in welchen Bereichen wir den CO2-Ausstoß reduzieren müssen. So haben wir jetzt bis zu 25 Prozent des Zements durch Staubpartikel aus der Kohleverbrennung – wie etwa Flugasche oder Hüttensand – ersetzt, also durch CO2-neutrale Abfallprodukte“, erläutert Anton Rieder, Bauingenieur und Forschungskoordinator beim BBT. „Zudem haben wir die Nothaltestellen bautechnisch vereinfacht, die Dichte der Tunnelschale in Abschnitten mit günstigen geologischen Verhältnissen verringert und den Zugangstunnel Wolf Nord gestrichen. Mit diesen Maßnahmen reduzieren wir die gesamte Zementmenge um ca. 30 Prozent im Vergleich zum ursprünglichen Projekt“, so Rieder weiter.
Der Ball geht nun jedoch an die Politik. Denn laut den Experten ist es dringend notwendig, die Attraktivität des Straßenverkehrs zu verringern – zum Beispiel durch niedrigere Geschwindigkeitslimits, verstärkte Sicherheitskontrollen, höhere Mautgebühren – und gleichzeitig den Schienenverkehr zu stärken, etwa durch günstigere Tarife, bessere Verbindungen und intermodale Terminals.